Mitterfirmiansreut
Audioguidestation Mitterfirmiansreut - Schneekirche Vergangenheit und Gegenwart
| Adresse | 94158 Philippsreut |
Jahrhundertelang galt das Land zwischen Almberg und böhmischer Grenze als unwirtlich. Für menschliche Siedlungen schien es aufgrund der langen, kalten und schneereichen Winter kaum geeignet.
Erst im 18. Jahrhundert erhielt der nach Nordosten hin steil zur böhmischen Grenze abfallende Mittelgebirgszug die notwendige Aufmerksamkeit. Zu verdanken ist dies dem Passauer Fürstbischof Leopold Ernst Kardinal von Firmian. Er wollte das Gebiet an der noch nicht offiziell festgelegten Grenze zum Königreich Böhmen dauerhaft für die Passauer Herrschaft sichern. So beschloss er, an drei neuen Siedlungsplätzen insgesamt 18 Familien Land zur Rodung und zur späteren wirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung zu stellen.
Am 07. Oktober 1764 wurde dieses Vorhaben urkundlich besiegelt. Dies war die Geburtsstunde der Orte Vorder-, Mitter- und Hinterfirmiansreut, für die Bischof Firmian als Namensgeber fungierte.
Jede Familie erhielt damals etwa 50 Tagwerk Grundbesitz zugewiesen, welcher in mühevoller Arbeit gerodet wurde. Anschließend baute man darauf Wohnstätten und Wirtschaftsgebäude. Neben dem harten Alltag, welchen die tief gläubigen Siedler zu bewältigen hatten, ergab sich noch ein weiteres Problem: die seelsorgerliche Betreuung. Weder ein Seelsorger, geschweige denn eine eigene Kirche, waren für die Firmiansreuter vor Ort. So mussten die Mitter- und Hinterfirmiansreuter mehr als eineinhalb Gehstunden zur Kirche in Mauth in Kauf nehmen. Seit dem Jahr 1779 gab es dort eine Expositur.
Über einen Zeitraum von fast 150 Jahren nutzten die Bewohner der beiden abgelegten Dorfer den schmalen Kirchensteig, den „Kirchastei“, um zur Kirche in Mauth und wieder zurück zu gelangen. Zumindest im Sommer. Denn im Winter waren die Firmiansreuter häufig durch die gewaltigen Schneemengen völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Der Kirchgang war dann nicht mehr möglich.
Im Laufe der Zeit wuchs das Bedürfnis der Firmiansreuter nach seelsorgerlichen Betreuung immer mehr. Der Wunsch der Siedler erfüllte sich im Jahre 1911. Auf Initiative des Kooperators Georg Baumgartner wurde eine ganz besondere Kirche erbaut: eine Schneekirche. Ja, in der Tat, eine Kirche aus Schnee! Am 28. März 1911 war das besondere Gotteshaus vollendet. Aufgrund kirchlicher Vorschriften durfte in der Halle aus Schnee und Eis zwar kein Gottesdienst mit Messopfer gefeiert werden, allerdings konnte niemand den Firmiansreutern zumindest Andachten in ihrer Kirche verbieten.
Verständlicherweise diente die Schneekirche nur als Provisorium. Deshalb bemühten sich die Firmiansreuter in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg weiterhin vehement um eine eigene Kirche. Der Erfolg stellte sich im Jahre 1925 ein. Es konnte – nach langem Ersehnen - eine kleine eigene Kirche eingeweiht werden, deren Patron der Hl. Josef war. Dieses kleine Gotteshaus diente fortan vorrangig als Schulkapelle.
In den Jahren 2011/12 baute man anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der historischen Schneekirche die Jubiläumsschneekirche, die sich als wahre Attraktion herausstellte – bis sie schließlich und endlich in der Frühlingssonne dahinschmolz……
Der historische Kirchensteig nach Mauth wurde zwischenzeitlich rekonstruiert. Ferner kreierte man den sogenannten „Schneekirchenweg“ durch Mitterfirmiansreut. Dieser verbindet den Standort der historischen Schneekirche, die auf dem Terrain des heutigen Friedhofes stand, mit der steinernen Kirche St. Josef und dem Standort der Jubiläumskirche von 2011/2012.
Die historische Schneekirche ist bis heute Symbol für die unerschütterliche Religiosität der Fimiansreuter. Die Jubiläumskirche belebte dieses Symbol aufs Neue.
„Die spannende, hochinteressante Geschichte rund um da „Schneekirchendorf Mitterfirmiansreut“ beschreibt der Waldkirchner Gymnasiallehrer Christian Weishäupl in dem 2012 erschienen Buch „Die Kirche, die vom Himmel fiel“.
Hier zusammengefast von Kreisheimatpfleger Gerhard Ruhland, Freyung.
